KULTURLANDSCHAFT OSNABRÜCKER LAND BLICKT SORGENVOLL IN DIE ZUKUNFT
BERICHT AUS DER NOZ
Bad Laer. So mächtig wie die Bäume, die sie hegen, pflegen und vermarkten, so mächtig ist der Zorn, der zahlreiche private Waldbesitzer umtreibt. In dem neuen Verein „Kulturlandschaft Osnabrücker Land“ wollen sie für ihre Interessen kämpfen – freundlich im Ton, aber hart wie eine deutsche Eiche in der Sache.
Vereinsziel ist „die Wahrung der Eigentümerrechte an land- und forstwirtschaftlichen Flächen.“ Diese Rechte sehen die Waldbauern vor allem durch die nationale Biodiversitätsstrategie (NBS) gefährdet, die eine fünfprozentige Ausweisung von Schutzgebieten im Wald vorsieht. Auch die Umwandlung von FFH- in Naturschutzgebiete bringt die Waldbesitzer auf die Palme, wie sie bei ihrer Vereinssitzung im Haus Große-Kettler in Bad Laer erzählen.
Dabei hätten sie doch tagtäglich schon genug Ärger mit beratungsresistenten Hundehaltern oder rücksichtslosen Freizeitsportlern wie den Mountainbike-Fahrern, die abseits ausgewiesener Wege auch mal durch eine Kultur von Schößlingen brettern.
„Wer hat dich, du schöner Wald, aufgebaut so hoch da droben?“ Dichter Joseph von Eichendorff lobte Gott für sein großes Werk. Die Waldbesitzer finden, dass das heute nur noch zum Teil stimmt und auch sie es zu einem entscheidenden Teil sind, die die Kulturlandschaft Wald in den letzten 300 Jahren geformt haben. Gut zwei Drittel des deutschen Walds gehören privaten Eigentümern.
, Nun sei ihre Selbstbestimmung gefährdet, beispielsweise durch die Pläne für Auflagen, nach denen Flächen aus der Bewirtschaftung herausgenommen oder Anpflanzungsgebote verhängt werden, die der Markt nicht wolle. „Fichte ist nun mal der gefragteste Rohstoff und Buche als Bauholz nicht geeignet. Es ist viel zu kurzfaserig“, erklärt Jürgen Schulte-Uffelage. Trotzdem wolle er keine Monokulturen anlegen, schon aus dem eigenen Interesse an einer Spreizung des Angebots, betont der zweite Vorsitzende des Vereins, Stefan Kleine-Wechelmann.
Zwar wolle das Land die Waldbesitzer bei Umweltauflagen entschädigen – „aber die Preise liegen bei einem Drittel des Marktwertes“, beschwert sich ein Vereinskollege. Schon jetzt, sagt Schulte-Uffelage, seien 1,9 Prozent der Fläche aus dem Forstwald herausgenommen. „Allein dieser Holzbestand ist 1,9 Milliarden Euro wert.“ Die Höhe der Verluste bei fünf Prozent Schutzfläche könne sich jeder ausrechnen.
„Wir arbeiten verantwortungsvoll mit dem Wald, wir zahlen Grundsteuer für unsere Flächen – und dann will man uns erklären, wie wir den Wald pflegen und bewirtschaften müssen?“, empört sich Johannes Meyer zum alten Borgloh, Vorsitzender des Kreisforstverbandes Osnabrück. „Das ist eine unverfrorene kalte Enteignung.“ „Es kann auch nicht sein, dass wir unsere Rohstoffe vergammeln lassen“, empört sich ein anderes Vereinsmitglied. Umweltschutz und Bewirtschaftung würden sich in der Forstwirtschaft nicht widersprechen. Und auch die „Sozialpflicht“ für das Kulturgut Wald wollen die privaten Waldbesitzer anerkennen. „Aber wir möchten keine Käseglocke über unserem Wald.“
Der Stachel des vermeintlich willkürlichen Eingriffs in das Eigentum sitzt tief: Zu oft müssten sich Waldbesitzer und Förster beleidigende, ja sogar ehrverletzende Bemerkungen anhören, vor allem, wenn Bäume gefällt werden.
Der neue Verein „Kulturlandschaft Osnabrücker Land“ will nun einen Dialog mit den verschiedenen Interessengruppen anstoßen, mit Naturschützern und Jägern, Spaziergängern und Sportlern, vor allem aber mit dem Landkreis, bei dem die Untere Naturschutzbehörde und die Jagdbehörde angesiedelt sind. „Wir wollen am Weg zur Ausweisung von FFH-Gebieten beteiligt werden“, fordert Kleine-Wechelmann.